DIN EN ISO 9241 – Ein Überblick
Die Normenreihe ISO 9241 ist der internationale Standard für die Ergonomie der Mensch-System-Interaktion – mit zentraler Bedeutung für Usability und UX.
Was bedeutet DIN EN ISO 9241?
DIN: Deutsches Institut für Normung
EN: Europäische Norm
ISO: Internationale Organisation für Normung
→ Eine international anerkannte Normenreihe, die europäisch und national übernommen wurde.
Was regelt ISO 9241?
Die Norm DIN EN ISO 9241 liefert Richtlinien für die Gestaltung interaktiver Systeme – mit dem Ziel, die Gebrauchstauglichkeit und Nutzerfreundlichkeit von Software und Hardware zu verbessern. Sie adressiert sowohl technische als auch psychologische Aspekte der Interaktion und definiert Standards für nutzerzentriertes Design.
Beispielsweise beschreibt die Norm, wie Benutzeroberflächen gestaltet sein sollten, damit sie leicht verständlich, effizient bedienbar und angenehm nutzbar sind. Auch Anforderungen an Barrierefreiheit und ergonomische Arbeitsbedingungen werden behandelt.
Aufbau der Normenreihe
Die Norm ist modular aufgebaut und gliedert sich in einzelne Teile, die jeweils unterschiedliche Aspekte abdecken. Besonders relevant für UX und Usability sind die folgenden:
📘 ISO 9241-11 – Gebrauchstauglichkeit definieren
Dieser Teil liefert eine Definition von Usability als das Ausmaß, in dem ein Produkt von bestimmten Nutzern in einem bestimmten Nutzungskontext effizient, effektiv und zufriedenstellend genutzt werden kann.
Beispiel: Ein Buchungssystem für Bahnreisen sollte es Nutzenden ermöglichen, schnell und fehlerfrei Verbindungen zu suchen und Tickets zu buchen – unabhängig davon, ob sie am Schreibtisch oder mobil unterwegs sind.
🧩 ISO 9241-110 – Dialogprinzipien gestalten
Hier werden sieben grundlegende Prinzipien für benutzerfreundliche Dialoge beschrieben, darunter Steuerbarkeit, Erwartungskonformität und Fehlertoleranz.
Diese Prinzipien helfen dabei, z. B. Formulare, Navigation oder Feedbackmeldungen so zu gestalten, dass sie den mentalen Modellen der Nutzenden entsprechen.
🧠 ISO 9241-210 – Benutzerzentrierte Gestaltung in Prozessen verankern
Teil 210 beschreibt ein iteratives Vorgehen zur Entwicklung nutzerzentrierter Produkte. Zentrale Elemente sind die Analyse des Nutzungskontexts, die Einbeziehung von Nutzer:innen während der Entwicklung und das kontinuierliche Testen von Prototypen.
Beispiel: Bei der Entwicklung einer Gesundheits-App werden reale Patient:innen frühzeitig in Designentscheidungen einbezogen.
♿ ISO 9241-171 – Barrierefreiheit umsetzen
Dieser Teil fokussiert auf Software-Barrierefreiheit, z. B. durch die Unterstützung von Screenreadern oder kontrastreiche Darstellungen.
Ein barrierefreier Login-Prozess mit gut lesbarer Schrift und klarer Tastatursteuerung erfüllt Anforderungen dieses Normteils.
Warum ist ISO 9241 so wichtig?
Die Normenreihe hat sowohl praktische als auch rechtliche Relevanz:
- Sie wird in Ausschreibungen und Produkthaftung häufig als Referenz herangezogen.
- Sie dient Unternehmen als Richtlinie für UX-Prozesse und Qualitätsstandards.
- Sie schafft eine gemeinsame Sprache zwischen Designer:innen, Entwickler:innen, Forschenden und Stakeholdern.
- Sie hilft, Usability-Tests strukturiert aufzubauen – mit Bezug auf Nutzungskontext und definierte Qualitätsziele.
Hinweis aus der Praxis
ISO 9241 ist kein Testkatalog oder starrer Maßstab. Sie bietet einen Orientierungsrahmen, der je nach Projekt angepasst und selektiv angewendet werden sollte.
Fazit
DIN EN ISO 9241 ist das Rückgrat der nutzerzentrierten Gestaltung.
Sie verbindet normative Orientierung mit anwendungsnahen Empfehlungen – und ist damit unverzichtbar für alle, die Produkte entwickeln, die nicht nur funktionieren, sondern auch gerne genutzt werden.
Merksatz
ISO 9241 ist das Rückgrat der Usability – normativ, flexibel und praxisnah.
Zuletzt geändert: 17. Juni 2025