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ISO 9241-110: Dialogprinzipien

Die ISO 9241-110 beschreibt sieben grundlegende Prinzipien, die eine benutzerfreundliche Gestaltung von Mensch-System-Dialogen sicherstellen.

Was sind Dialogprinzipien?

Dialogprinzipien sind allgemeingültige Regeln für die Gestaltung interaktiver Systeme. Sie gelten unabhängig von Technologie oder Anwendung und helfen, Usability systematisch zu verbessern.

Die sieben Dialogprinzipien

1. Aufgabenangemessenheit

Das System unterstützt Benutzer:innen bei der Zielerreichung ohne unnötigen Aufwand.

Beispiel: Ein E-Mail-Client erlaubt schnelles Filtern und Sortieren eingehender Nachrichten.


2. Selbstbeschreibungsfähigkeit

Das System erklärt sich selbst – jeder Zustand, jede Option ist verständlich beschrieben.

Beispiel: Schaltflächen sind klar benannt („Speichern“, „Abbrechen“), Icons haben Tooltips.


3. Steuerbarkeit

Benutzer:innen behalten die Kontrolle über Abläufe und können Aktionen bewusst auslösen oder rückgängig machen.

Beispiel: „Zurück“-Funktion im Bestellprozess oder Bearbeiten-Buttons an Formularfeldern.


4. Erwartungskonformität

Das System verhält sich konsistent und wie von der Zielgruppe erwartet – basierend auf Erfahrungen und Konventionen.

Beispiel: Ein Lupensymbol steht für „Suche“ und öffnet ein Eingabefeld.


5. Fehlertoleranz

Fehler werden erkannt, abgefangen oder lassen sich ohne gravierende Folgen korrigieren.

Beispiel: Pflichtfelder werden vor dem Absenden überprüft; Eingaben können rückgängig gemacht werden.


6. Individualisierbarkeit

Benutzer:innen können die Darstellung oder Abläufe an ihre Bedürfnisse anpassen.

Beispiel: Schriftgröße, Sprache oder Farbschema lassen sich individuell konfigurieren.


7. Lernförderlichkeit

Das System erleichtert den Lernprozess – durch Konsistenz, Hilfen und Feedback.

Beispiel: Hinweise beim ersten Gebrauch („Tour starten“), verständliche Statusmeldungen.

Anwendung der Prinzipien

Die Dialogprinzipien eignen sich besonders für:

Fazit

Die sieben Dialogprinzipien der ISO 9241-110 bilden ein robustes, technologieunabhängiges Fundament für gebrauchstaugliche digitale Produkte.
Sie helfen dabei, Interaktionen verständlich, effizient und fehlertolerant zu gestalten – ganz im Sinne guter UX.

Merksatz

Gute Interaktionen sind erwartungskonform, steuerbar – und fehlerfreundlich.

Häufige Fragen (FAQ)

Was ist ISO 9241-110?
ISO 9241-110 ist eine Norm, die sieben Dialogprinzipien für die benutzerfreundliche Gestaltung interaktiver Systeme definiert. Sie sind technologieunabhängig und dienen als Grundlage für gute Usability.
Welche sieben Dialogprinzipien gibt es?
Die Norm nennt: Aufgabenangemessenheit, Selbstbeschreibungsfähigkeit, Steuerbarkeit, Erwartungskonformität, Fehlertoleranz, Individualisierbarkeit und Lernförderlichkeit.
Wofür werden die Dialogprinzipien in der Praxis genutzt?
Sie werden in Usability-Reviews, heuristischen Evaluationen, Styleguides und für Barrierefreiheitsprüfungen eingesetzt. Auch die BITV verweist auf ISO 9241-110.
Wie unterscheiden sich die Prinzipien von Heuristiken?
Dialogprinzipien sind normativ festgelegt und international standardisiert, während Heuristiken eher praxisorientierte Leitlinien sind. Beide ergänzen sich in der Usability-Evaluation.
Sind die Prinzipien unabhängig voneinander?
Nein. Sie wirken zusammen und sollten nicht isoliert betrachtet werden. Ein gutes Design berücksichtigt alle sieben Prinzipien im Zusammenspiel.
Warum ist Erwartungskonformität wichtig?
Weil sie sicherstellt, dass sich ein System so verhält, wie es Nutzer:innen erwarten. Das reduziert Lernaufwand und Fehler und erhöht die Zufriedenheit.

Zuletzt geändert: 2. November 2025